11.09.2025 Tag der Wohnungslosen
„Nehmt uns nicht weg, was wir eh nicht haben!“
Pressegespräch zum Tag der Wohnungslosen am 11. September 2025
Im Rahmen des Großprojekts STREETCAMP der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH – gefördert von der Deutschen Postcode Lotterie
Experimentierraum, Katharinenstraße 21d
Am 11. September, dem Internationalen Tag der Wohnungslosen, setzten zahlreiche soziale Einrichtungen, Organisationen und engagierte Bürger*innen in Stuttgart ein starkes Zeichen gegen Wohnungsnot und soziale Kälte.
Unter dem Motto „Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden“ fand auf Einladung der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH gemeinsam mit dem Caritasverband für Stuttgart e. V. ein Pressegespräch mitanschließendem Aktionstag auf dem Stuttgarter Marktplatz statt, organisiert von den freien Trägern der Wohnungsnotfallhilfe in Stuttgart – eingebettet in die Aktionswoche zur Wohnungslosigkeit vom 11. bis 14. September.
Ziel war es, Aufmerksamkeit für die Lebensrealität wohnungsloser Menschen zu schaffen, politische Verantwortung einzufordern und gesellschaftliche Solidarität zu stärken.
Ein starkes Netzwerk für soziale Gerechtigkeit
Das Pressegespräch war Teil des Großprojekts STREETCAMP, das von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert wird und von der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH initiiert wurde.
Unterstützt wurde der Tag von einem breiten Bündnis aus sozialen Trägern und Initiativen:
dem Caritasverband Stuttgart e.V. mit demBereich Armut, Wohnungsnot und Schuldenund dem Freiwilligenzentrum Caleidoskop, der Vesperkirche Stuttgart mit Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann, Trott-war – Bürger für Berber e. V., der NEUE ARBEIT gGmbH mit der Straßen-Universität und dem LogInBus, Integrative Wohnformen e. V. und der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAG gGmbH.
„Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir die notwendige Aufmerksamkeit für das Thema Wohnungslosigkeit erreichen“, so das Organisationsteam[DK1] .
„Wohnungsnot betrifft uns alle“
Die Veranstaltung stellte eine klare Botschaft in den Mittelpunkt: Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist kein Randthema, sondern es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, diese zu bewältigen. Das Aktionsbündnis möchte die Lebenswirklichkeit Betroffener sichtbar machen, strukturelle Probleme aufzeigen und konkrete Handlungsaufforderungen an Politik und Gesellschaft formulieren.
Im Zentrum des Pressegesprächs standen drei Schlüsselfragen, die gemeinsam mit Fachkräften, Ehrenamtlichen und Betroffenen diskutiert wurden:
1. Was wünschen sich wohnungslose Menschen konkret von Politik und Gesellschaft?
2. Wo sind aktuell die größten Lücken in der Versorgung?
3. Wie verhindern wir, dass Menschen ohne oder mit wenig Geld strukturell abgehängt werden?
Die Antworten waren deutlich: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum, an politischer Verantwortung – und an Solidarität.
In Stuttgart spitzt sich die Lage weiter zu: Bei der Vesperkirche ist mittlerweile ein Viertel der Gäste wohnungslos oder lebt in Notunterkünften – ein Anstieg um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bundesweit leben ca. 500.000 Menschen in Notunterkünften und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe.
„Solidarität nimmt ab, Egoismus nimmt zu“, bringt es Miriam Schiefelbein-Beck vom Bereich Armut, Wohnungsnot und Schulden bei der Stuttgarter Caritas auf den Punkt. Die Konkurrenz unter den Bedürftigen wachse – ein Symptom von Einsparungen im Sozialbereich.
Warnung vor Kürzungen im Doppelhaushalt
Gerade mit Blick auf die anstehenden Haushaltsplanungen richteten die Teilnehmerinnen einen dringenden Appell an die politischen Entscheidungsträger*innen:
Kürzungen im Sozialbereich wären verheerend.
Sie würden die ohnehin angespannte Situation vieler Menschen in prekären Lebenslagen weiter verschärfen – und jene treffen, die schon jetzt am Rand der Gesellschaft stehen.
Statt zu kürzen, brauche es verlässliche Finanzierung, mutige Sozialpolitik und Investitionen in Prävention, Teilhabe und Menschenwürde.
„Wenn jetzt an der sozialen Infrastruktur gespart wird, zahlen wir alle langfristig einen hohen Preis – mit wachsender Not, Verelendung und sozialer Spaltung“, so der gemeinsame Tenor.
Eine gespaltene Gesellschaft braucht neue Orte der Begegnung
Neben materieller Not wurde vor allem ein Thema immer wieder betont: gesellschaftliche Isolation. Wohnungslose Menschen erleben Ausgrenzung im Alltag – es fehlen Orte, an denen echte Begegnung auf Augenhöhe möglich ist.
Beispiele für gelebte Solidarität und Teilhabe gibt es bereits:
· das STREETCAMP-Fest sowie die Veranstaltung „Freu(n)de erleben“ der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH,
· das Projekt „Warm durch die Nacht“ des Freiwilligenzentrums Caleidoskop und der Straßenhilfe von Trott-war – Bürger für Berber e. V.,
· die Wohncafés der Integrativen Wohnformen Stuttgart,
· die Begegnungsstätte von Trott-war – Bürger für Berber e. V. in der Falkertstraße 56, Stuttgart-West,
· und die Vesperkirche, die weit mehr ist als nur eine Essensausgabe – ein Ort des Zuhörens und Miteinanders.
„Hört zu. Geht aufeinander zu. Erzählt die Geschichten weiter, die ihr hört. Nur durch echte Begegnungen entsteht Verständnis – und nur durch Verständnis entsteht Veränderung“, sagt Ulrike Holch vom Freiwilligenzentrum Caleidoskop.
Ein Appell an Politik und Gesellschaft
Die Teilnehmenden des Pressegesprächs richteten einen eindringlichen Appell an politische Entscheidungsträger*innen: „Kommt zu uns. Sprecht mit den Betroffenen. Hört zu – und handelt!“
Politische Verantwortung müsse sich in konkretem Handeln zeigen – mit Mut, Menschlichkeit und nachhaltigen Lösungen.
Stimmen von der Straße – Betroffene erzählen
Zum Abschluss des Pressegesprächs kamen Betroffene selbst zu Wort.
Daniel Knaus von Trott-war las bewegende Originalzitate von Menschen mit Straßenerfahrung. Ihre Worte gaben den Unsichtbaren eine Stimme – ehrlich, ungeschönt und berührend:
„Ich werde beim Schnorren nicht täglich belästigt, sondern jede halbe Stunde. Als Frau auf der Straße bist du für manche Freiwild. Aber zur Polizei will ich nicht, weil die dann sagt, dass ich hier auch nicht schnorren soll.“
„Draußen schläfst du immer nur wenige Stunden und nicht tief, weil du ständig aufpassen musst. In der Stadt ist es gefährlich, weil dich jeder Irre liegen sieht, aber im Wald bist du schnell dreckig; und wenn deine Sachen im Herbst nass sind, kriegst du sie nie wieder trocken.“
„Politiker sehen wir selten – und wenn, dann nur für Fotos. Wenn jemand Obdachlosigkeit wirklich beenden will, dann muss er zu uns kommen und uns ernst nehmen.“
Diese Stimmen machen deutlich: Wohnungslosigkeit ist kein Schicksal, sondern eine Folge politischer und gesellschaftlicher Strukturen.
STREETCAMP – Plattform für Begegnung, Austausch und konkrete Hilfe
Das Projekt STREETCAMP der STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH steht für Begegnung auf Augenhöhe, praktische Unterstützung und Bewusstseinsbildung.
Es schafft Räume, in denen Würde, Teilhabe und Solidarität erfahrbar werden – von Straßenaktionen über kreative Projekte bis hin zu nachhaltigen Hilfsangeboten.
Die STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH bedankt sich bei allen Partnern, Unterstützer*innen und vor allem den betroffenen Menschen, die an diesem Tag ihre Stimmen erhoben und Mut gemacht haben.
Es ist an der Zeit, hinzuschauen, zuzuhören – und zu handeln.
Aktionsbündnis zum Tag der Wohnungslosen. Von links nach rechts: STIPHTUNG CHRISTOPH SONNTAgGmbH mit Annelie Speckmaier und Christoph Sonntag, Caritasverband für Stuttgart e. V. und Freiwilligenzentrum Caleidoskop mit Ulrike Holch, Miriam Schiefelbein-Beck, Stefanie Dietrich, Sozialunternehmen NEUE ARBEIT gGmbH, Projekt: Straßen-Universität Stuttgart und LogInBus mit Oliver Ludwig, Jana Tepper, Vesperkirche Stuttgart mit Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann, Trott-war – Bürger für Berber e. V. mit Frankie Ihle und Daniel Knaus, Integrative Wohnformen e. V. mit Gregor Senne
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